Schön

Ich war nie besonders schön
Das könnt ihr ja ganz gut sehn
Doch bevor manche jetzt widersprechen und sagen
„Doooch, du bist doch… und für dein Alter… eigentlich… – lasst mal
Ich war also nie besonders hübsch
Unter den Hässlichen vielleicht schön zu finden
So wie Einäugige unter Blinden
Unter Schönen war doch immer nur ein „geht noch“ ganz gut
Was aber – wie ihr vielleicht wisst – nur mäßig gut tut…
Als Kind habe ich mich aber irgendwie nie hässlich gefühlt,
Sondern schön – also richtig und wichtig UND schön.
Und dann wurde mir eines Tages klar
Dass das nur die halbe Wahrheit war
Für Menschen von Bedeutung ist und bleibt
Doch oft nur die Äußerlichkeit,
Die nach Aufmerksamkeit schreit
Dann war es soweit:
„Kind, du musst aufpassen
Musst vielleicht das ein oder andere Essen lassen
Dass du nicht zu dick bist, wenn man dich wiegt
Du hast aber auch echt schon richtige Stampfer gekriegt“
What? Stampfer? So nennst du meine Beine
Und ich nehme an, dass ihr wisst was ich meine
Wenn ich sage, dass das total unfair und unsensibel und oberflächlich ist. Ich wusste nicht soll ich lachen oder weine‘.
Was ist denn schön
Anzusehn
Ich weiß es oft nicht
Verpacke Gefühle ins Gedicht.
Kennt ihr den Moment
Wo man in der Umkleidekabine hängt
Sowieso schon fast beschämt
Sich über die Größe der Kleidung grämt
Und dann noch dieses Licht brennt
Wo man danach wirklich jede Falte seines Körpers kennt
Das Licht der Kabine leuchtet da so grell hell
Dass man am liebsten raus stürzen will.
„Hi“ das bin also ich im grellen Licht.
„Hallo.“ So sehe ich als aus
Das wird wirklich jede Pore, jede Falte ins Rampenlicht gestellt
Und dazu noch alles andere was mir so gar nicht gefällt.
So bin geschaffen
Wo die Fehler aufklaffen
Schön.
Kann ich es mir ansehn?
Und dann wird mir klar
Auch dieses Licht ist nur bedingt wahr.
Ich war nie besonders schön
Und doch könnt ihr mich jetzt sehn
Ich bin halt ich und verstecke mich nicht.
So wie du du bist
Und das genau so gut ist.
Wir müssen uns nicht über den Körper definieren
Diese Schönheit werden wir sowieso verlieren.
Wir müssten ein neues ‚Schön‘ probieren!

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